Das Königreich England, im Sommer des Jahres 1193. Der englische König, Richard I, genannt Löwenherz, ist seit dem Winter in Gefangenschaft. Seine Entführer halten ihn auf dem Kontinent fest und fordern ein gigantisches Lösegeld.
Dem Bruder des Königs, John Ohneland, kommt das sehr gelegen, denn er will selber auf den Thron. Er verweigert die Zahlung des Lösegelds, in England aber benutzt er die Situation, um seine Kassen zu füllen. Unter dem Vorwand, das Lösegeld zusammenbringen zu müssen, erhöht er die Steuern und erpresst sie mit Folter, Mord und Brandschatzung. Zu seinen eifrigen Helfern gehört dabei der Sheriff von Nottingham, der sich beim Eintreiben der „Lösegeld-Steuern“ ganz nebenbei ebenfalls gehörig bereichert und zusammen mit seiner Frau, Lady Samantha, eine skrupellose Willkürherrschaft aufbaut.
Doch John Ohneland braucht noch etwas, um König werden zu können: Den Kelch von Rattingdorough, eines der Insignien für die Königswürde. Nur, wer den Kelch hat, kann rechtmäßig König von England werden. Diesen Kelch aber verwahrt Sir Thomas of Allingtonhill, königlicher Ritter in Nottinghamshire, und gibt ihn nicht heraus, denn er durchschaut Johns Pläne und steht treu zu Richard Löwenherz. Kurzerhand überfällt der Sheriff am Hochzeitstag von Steven of Allingtonhill, dem Sohn von Thomas, die Burg und nimmt dessen Braut und ihre beiden Schwestern samt Gouvernante als Geiseln, als Pfand für den Kelch oder ein hohes Lösegeld. Den Kelch bekommt er nie, schwört Sir Thomas und macht sich auf, sein Bargeld zu holen, das der Abt von Maidenleg für ihn aufbewahrt. Doch der steckt mit dem Sheriff unter einer Decke und gibt ihm keinen Viertelshilling.
Und damit sind wir mitten in unserer Geschichte: Denn in Nottinghamshire gibt es eine Bande von vogelfreien Frauen und Männern, die mit ihren Anführern Robin Hood, Marian, Little John und Bruder Tuck im Sherwood Forest leben und das Spiel des Sheriffs ebenfalls durchschauen und täglich durchkreuzen. Sie befreien die zum Tod Verurteilten, erleichtern die Reichen und verteilen deren Geld an die Bauern und Bettler, das Kopfgeld für sie steigt täglich. Dabei tricksen sie ihre Gegner immer wieder aus, mit Verkleidung und Schläue, Pfeil und Bogen und scheinbar nie endendem Humor.
Zu ihnen in den Wald kommen Thomas und Steven of Allingtonhill, sie sind ihre letzte Hoffnung. Die Vogelfreien versprechen ihnen zu helfen, logisch. Der Kelch wird niemals ausgeliefert werden! Und die Geiseln werden befreit werden! Und der Abt von Maidenleg soll etwas erleben! Doch die Zeit drängt, der Braut droht die Zwangsheirat, ihren Schwestern die Klostereinweisung oder wahlweise allen der Galgen, Herr und Frau Sheriff sind nicht zimperlich. Und dann findet auch noch ein Wettschießen statt, das aber eine Falle ist, was aber Robin Hood nicht davon abhält, daran teilzunehmen.
Afra und Hans Kriss haben das Stück für das Hofberg-Theater geschrieben und sind tief eingestiegen in die gigantische Menge an Literatur über Robin Hood, den es so in Wirklichkeit ja nicht gegeben hat, höchstwahrscheinlich. Es gibt aber die Balladen, 38 an der Zahl und zwischen 1450 und 1750 niedergeschrieben, die die Grundlage sind für alle die Geschichten, für mehrere hundert Bücher und für 71 Filme über Robin Hood. Afra und Hans haben Motive aus fünf dieser Balladen zu einer Geschichte verwoben, deren Grundzüge allen Balladen eigen ist: Robin Hood und seine Vogelfreien leben im Wald eine ideale Gesellschaftsordnung, sie kämpfen gegen die Ungerechtigkeit, gegen die Autoritäten, sie nehmen den Reichen und geben den Armen, und es ist immer Sommer, die Bäume blühen und die Vögel pfeifen.
Dass alles gut bis sehr gut ausgeht, versteht sich von selbst, wir erzählen schließlich die Geschichte von Robin Hood und Marian.