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Bühnenanlage

ENTSTEHUNG VON FREILICHTTHEATER UND HOFBERGVEREIN

Georg Eberl

Von einer beabsichtigten Freilichtaufführung hörte man in Schiltberg zum ersten Mal am 16. November 1952. Georg Eberl (1902 – 1969), geboren und aufgewachsen in Schiltberg, seit 1926 verheiratet, wohnhaft und berufstätig in München, war der Initiator. Er wählte die Jahreshauptversammlung des Krieger- und Soldatenvereins Schiltberg als Forum. Aus dem Pressebericht: Das den Titel „Hans von Schiltberg“ tragende vieraktige Schauspiel, das Georg Eberl in zweijähriger Arbeit verfasste, ist lokalgeschichtlichen Inhalts und rankt sich um den Ritter Johann Schiltberger, dessen Geburtsstätte die ehemalige Burg Schiltberg war und der in jungen Jahren an einem 1396 ins Morgenland gehenden Kreuzzug teilnahm, 30 Jahre im Orient gefangen gehalten wurde und nach abenteuerlichem Leben 1427 wieder in die Heimat zurückkehrte. Der Verfasser hat das Stück als Mahnmal für alle Vermissten der Kriege, unter denen sich auch sein eigener Sohn Rupert und ein Bruder befinden, geschrieben.

Träger des Unternehmens hätte die Kriegerkameradschaft sein sollen. Sie nahm ihre spontane Zusage jedoch rasch zurück. So wurde am 7. Dezember 1952 auf Initiative des Bürgermeisters in einer Zusammenkunft interessierter Kreise ein 15 Personen starker Festausschuss gegründet, der unter Leitung von Alois Eberl, Bruder des Autors und späterer Vereinsvorstand, die Sache anpacken sollte. Schon am zweiten Weihnachtsfeiertag fand die erste Sitzung statt.

Mitte März 1953 hat man sich in einem nicht näher definierten Gelände endgültig auf den Platz für die Zuschauer geeinigt und Anfang Juni spricht man von der Festspielwiese. Erst im Premierenbericht zum 27. Juni 1953 findet sich die Ortsangabe auf dem Hofberg und ein vom Wald umarmtes Naturszenarium. Noch fehlten die später markanten Bühnenbauten, lediglich eine niedrige Stützmauer aus Backsteinen war vorhanden. Das Grundstück gehörte dem Schiltberger Land- und Gastwirt Xaver Lechner.

Die Eigentumsverhältnisse sind bis heute unverändert.

Die „Hofberg-Spielgemeinschaft“ der Begriff taucht erstmals im Januar 1954 in einem Formular des Finanzamtes Aichach auf feierte 1953 mit ihrem „Hans von Schiltberg“ einen triumphalen Erfolg. Statt der drei geplanten Vorstellungen gab es zwölf (Eberl-Notiz). Am Gesamterfolg hatte auch ein zweiter eigenständiger Programmpunkt Anteil, der Festumzug mit Berittenen und Motivwägen durch den Ort. Seine Organisation oblag Hans Lutterschmid. Festumzug, Kundgebung und Hofbergspiel liefen unter dem Oberbegriff Heimatfest.

Nach dem „Hans von Schiltberg“ (1953, Reprisen 1959 und 1968, Neuinszenierung 1983) schrieb Georg Eberl für seine Hofbergbühne folgende weitere Schauspiele: „Ludwig der Bayer“ (1954, neu 1980 und 1981), „Otto von Wittelsbach“ (1955, neu 1985), „Matthias Kneißl“ (Saaltheater, 1955), „Sankt Alto“ (1956), das Passionsspiel „Die Galiläer“ (1960, neu 1970) und das Singspiel „Der Freischu“ (1961). Die Stücke waren nicht alle gleich erfolgreich, Enttäuschungen blieben Eberl nicht erspart.

Nach seinem Tod (1969) sah man sich erstmals nach anderen Autoren um. Die Wahl fiel 1971 auf Hugo von Hofmannsthal und seinen „Jedermann“, im Jahr darauf auf Maximilian Vitus und das Volksstück „St. Pauli in St. Peter“.

Vom Festspielplatz zur Freilichtbühne

Zur Freilichtbühne wandelte sich der Festspielplatz ab dem Jahre 1954 mit einem halbrunden Schalenturm auf der rechten Bühnenseite und durch die Verbesserung von Vorbühne und Zuschauerraum. 1955 kam links eine weitere gemauerte Turmattrappe hinzu. Der Orkan vom 16. Juli 1958 verwüstete den Bergwald und brachte den rechten Turm zum Einsturz. Der Wiederaufbau erfolgte rechtzeitig zur Saison 1959.

Kleinere und größere Verbesserungen wurden vor allem für 1968 an der Tribüne vorgenommen. Eine eigene Betrachtung verdienten die verschiedenen Baustadien des Beleuchtungsturmes vom Holzgerüst über die Metallkanzel zum massiven Bauwerk (1996).

Ihr heutiges Aussehen erhielt die Bühnenburg als gänzlicher Neubau vom 3. September 1977 bis 14. Juni 1980. Allein an der Baustelle wurden in diesem Zeitraum von Vereinsmitgliedern 10.426 freiwillige und unentgeltliche Arbeitsstunden geleistet. Die Namen der zehn fleißigsten Burgmaurer seien hier genannt:
1. Josef Lechner-Bergmühle (1195 Stunden), 2. Martin Lechner (1075), 3. Hans Niggl sen. (998), 4. Michael Schmidberger (936), 5. Hermann Finger (833), 6. Franz Schmid jun. (719), 7. Alois Eberl (632), 8. Franz Koppold jun. (597), 9. Kenneth Francis (460), 10. Paul Schmid (361). Was manche von ihnen zusätzlich oder was andere an Planungen und Entwürfen, bei der Herstellung der Requisiten oder des Werbematerials, in der Werkstatt oder im Hobbyraum, „auf Achse“ oder am Amboss, am Schreibtisch oder in Sitzungen Zeit geopfert und Leistungen erbracht haben, fand keinen statistischen Niederschlag.

Am Tag der Einweihung (17. Juni 1980) und am Premierenabend (29. Juni 1980) boten das zinnengekrönte Burggebäude, der Wehrturm, die Schildmauer, die Burgkapelle und die drei gepflasterten Spielterrassen den Festgästen ein eindrucksvolles Bild. Die Besucher haben Platz genommen auf einem der 1000 Schalensitze der neuen Tribüne. Hinter ihnen ein weiteres Bauwerk mit Kiosken, Toiletten und Beleuchtungskanzel. Talwärts ein asphaltierter Aufgang, im Zugangsbereich auf dem Grundstück des Bergmüllers das Kassenhäuschen. Verdeckt von den majestätischen Eichen links im Hintergrund der Garderobenbau mit dem Aufenthaltsbereich für die Schauspieler.

Eigenkapital und Zuschüsse summierten sich in der Bauzeit auf 107.861 DM Einnahmen. Dem standen die Ausgaben in Höhe von 158.043 DM gegenüber. Eine ursprüngliche Kostenkalkulation des Landratsamtes war auf 260.000 DM beziffert. Rund 100.000 DM hatte der Hofbergverein durch den Einsatz seiner selbstlos arbeitenden Mitglieder einsparen können. Die verbleibenden Schulden waren erst nach dem Erfolg der Theatersaison 1983 getilgt. (Umrechnungskurs: 1 DM = 0,5113 Euro)

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