Windsor im Sommer, das liebliche südenglische Städtchen, gelegen am lieblichen Ufer der lieblichen Themse, gleich nebenan das königliche Wochenendschloss, ein vollendeter Traum, die ideale ländliche Idylle.
Der Park und die Umgangsformen sind gepflegt, die Bewohner ebenso, man ist, wie man so sagt, unter sich.
Mitten in solche Gemütlichkeit platzt Sir John Falstaff, Ritter seiner Majestät der Königin von England, polternd, gröhlend und rülpsend. Das soll ein Ritter sein? Doch, ja, tatsächlich, außer vielleicht, dass sein Ruf katastrophal schlecht und sein Geldbeutel katastrophal leer ist.
Zusammen mit seiner Bande von halb- bis vollkriminellen Sauf- und Raufkumpanen bricht er wie eine Naturkatastrophe über Windsor herein. Sie prügeln, stehlen und prellen sich durch die Stadt, verhöhnen den Friedensrichter Shallow samt Gutsbesitzersneffe und mit ihnen die ganze Bürgerschaft. Falstaffs Rittertitel ist sein Freibrief, ihm kann niemand ernstlich etwas anhaben.
Aber dann geht er zu weit und versucht sich – in heilloser Überschätzung seiner erotischen Unwiderstehlichkeit – als Freibeuter der Herzen. Sein Plan ist very simple: Erst bringt er zwei ehrenwerte Bürgerinnen, Mistress Ford und Mistress Page, mit seiner Liebeskunst um den Verstand und dann um ihr Geld. Wie gesagt, sehr einfach. Wären nicht die beiden ehrenwerten Damen befreundet und darüber hinaus lustige Weiber (wie Falstaff sagen würde), gewitzt und einfallsreich. Sie sprechen sich ab und bestrafen den dreisten Ritter durch drei deftige Streiche, mit der ganzen Stadt als Publikum. Die höchst ausgeprägte Eifersucht des Ehemannes von Mistress Ford wird dabei gleich mitkuriert.
Doch dieser Sommer hat es in sich, denn parallel zum Falstaff-Chaos befindet sich Jungfer Anne Page im Intrigen-Chaos einer denkwürdigen Brautwerbung. Gleich drei Bewerber werfen ihren Hut in den Ring, der Arzt Dr. Caius, der Gutsbesitzer Slender samt geistlichem Zuspruch durch Pfarrer Evans und der mittellose Edelmann Fenton, wobei Eltern und Tochter Page durchaus konträre Vorstellungen vom zukünftigen Schwiegersohn und Gatten haben. Die beiden Haushälter- und Kupplerinnen Quickly und Finch begleiten die Brautwerbung um Anne wiederum auf ihre ganz eigene Weise: Sie wünschen und versprechen allen drei Freiern Erfolg bei Anne, logisch, sie kassieren dabei ja schließlich auch dreimal das Schmusergeld.
Das Zentrum allen Seins ist das Gasthaus „Zum Hosenband“ und dessen alles überblickende und geschickt lenkende Wirtin. Sie vereitelt ein blutiges Duell, spendet jedermann und jederfrau Trost und bringt schließlich das richtige Paar zum richtigen Pfarrer in die richtige Kirche – damit am Schluss alles gut ausgeht, es ist ja schließlich eine Komödie. Und natürlich schwört Falstaff schlussendlich und notgedrungen Besserung … na ja, fast.
Afra und Hans Kriss haben das Stück für das Hofberg-Theater mit seinen vielen Akteuren auf und hinter der Bühne bearbeitet. Entstanden ist eine Fassung, die die vielfältigen Möglichkeiten der Bühne für große Szenen nutzt und dabei nie die Komödie mit den vielen kleinen zwischenmenschlichen Unzulänglichkeiten und Gemeinheiten aus dem Blick verliert. William Shakespeare siedelte mit seinen lustigen Weibern von Windsor die Handlung eines seiner Stücke zum ersten Mal nicht im Hochadel, sondern im Bürgertum an. Konsequenterweise wird auch zum größten Teil in Prosa gesprochen. Gelungen ist ihm eine Komödie, deren Sprachwitz und Komik nichts von ihrem Esprit eingebüßt haben. Zu gegenwärtig und uns allen geläufig sind die alltäglichen Statusspiele mit der scheinbar alles entscheidenden Frage, wer der Ober und wer der Unter ist bzw. wer am Ende der Ochse oder der Esel oder beides zusammen sein wird.