Der reiche Jedermann interessiert sich nur für Geld und Vergnügen. Seinen armen Nachbarn schickt er mit einem Schilling
davon und der Belehrung, er habe kein Geld zur Verfügung, es sei verplant und müsse arbeiten.
Auch der jammernde Schuld-
knecht, der seinetwegen in den Schuldturm muss und eine hungernde Familie zurücklässt, ist ihm bloß lästig; schließlich will
er gerade einen Lustgarten für sich und seine Geliebte kaufen. Jedermanns Mutter redet ihm ins Gewissen, aber von ihren
Ermahnungen wendet er sich ab.
Als Jedermann mit seinen Kumpanen zecht, kommt der Tod, um ihn zu holen. Eine Stunde
bleibt ihm noch, sich Weggenossen zu suchen, aber alle fliehen vor ihm: Buhlschaft, guter Gesell und Vettern. Alleingelassen
sieht er im Angesicht des Todes, dass seine wenigen guten Taten die schlechten nicht aufwiegen. Als Jedermann dann doch
noch Reue zeigt und betet, steht der Teufel wieder einmal mit leeren Händen da. Jedermann wird vergeben.
Auf den Punkt gebracht: Geld regiert die Welt der Reichen, indem es sie blind für die Seele der anderen
und blind für die eigene Seele macht.